Sehen so die glücklichen Mütter ihres Welpen aus?
Shego – ein Schnäppchen-Welpe
Billige Welpen stammen nicht nur aus dem Ausland. Auch bei uns in Deutschland gibt es Züchter, die diesen Namen nicht verdienen. Sie vermehren ihre Hunde ohne Sinn und Verstand, und ohne Rücksicht auf das Schicksal der Tiere. Sie verkaufen die Welpen für billiges Geld und überlassen die Tiere und die neuen Besitzer ihrem Schicksal. So geschehen bei unserem Mitglied Susanne von Berg. Zugegeben, bei genauerem Hinsehen hätte man von selbst darauf kommen müssen, dass etwas an der Sache nicht stimmt. Da wurde nämlich per Zeitungs- anzeige ein Wurf Hundewelpen zu einem sensationell günstigen Preis von nur 400 Euro pro Wel- pe angeboten. Seriös und gut gezüchtete Welpen kosten min- destens das Dreifache. Aber wer weiß das schon, wenn er erstmals einen Hund kauft? Deshalb hier die Geschichte von Shego, einem dieser Welpen. Erzählt von seiner Besitzerin. Ich kann Ihnen sagen, welche Krankheiten der Hund nicht hat, aber unter welcher er leidet, wissen wir nicht.“ Die- ser Satz hat sich in den letzten anderthalb Jahren regelrecht in mein Gedächtnis gebrannt. Angefangen hat es im April 2008 zu einem wirklich schö- nen Anlass. Mein Mann schenk- te mir zum Geburtstag einen zehn Wochen alten reinrassigen Berner Sennen-Welpen: Shego. Direkt vom Züchter aus dem Kreis Coburg (Tambach) kam unser neues Familienmitglied. Doch schon am ersten Tag fiel mir auf, dass sich meine klei- ne Shego seltsam bewegte. Sie stakste mit ihren Hinterläufen. In der Tierklinik wurde sie geröntgt, mit einem unauffälli- gen Befund. Bei diesem ersten Aufenthalt in der Tierklinik äu- ßerten die Ärzte den Verdacht, dass die Muskeln von Bakterien befallen waren, den sogenann- ten Neospora. Man verabreich- te Shego ein Antibiotikum. Das Blutbild war unauffällig und bereits nach einer Woche trat deutliche Besserung ein. Rätselhafte Fieberschübe Doch lange sollte meine Freu- de nicht anhalten. Bereits im Juli 2008 bekam meine kleine Shego hohes Fieber. Diese Fie- berschübe begleiteten uns nun immer wieder und sie liefen im- mer nach dem gleichen Schema ab. Innerhalb von knapp fünf Stunden stieg es manchmal bis auf 41,1 Grad Celsius. Es war immer begleitet von Schmer- zen, teilweise mit Lähmungs- erscheinungen in den Beinen. Shego wollte und konnte nicht Die Berner Sennen Hündin Shego stammt aus unseriöser Züch- tung. Ihr Leben ist geprägt von Krankheit, Leid und Schmerz. Ein Alptraum für Hund und Besitzer. aufstehen und wenn sie es doch schaffte, konnte sie sich nicht auf kleinem Raum umdrehen. Wenn sie mir zum Beispiel mal zur Toilette folgte, musste sie rückwärts den Raum verlassen. Shego wirkte müde und hatte kaum Appetit. In der Klinik stellte man nach den Untersuchungen eine Schmerzreaktion der Halswir- belsäule fest. Die Medikamente, die man Shego gab, halfen nicht, das Fieber zu senken. Innerhalb von 14 Tagen musste ich sieben- mal die Tierklinik aufsuchen, weil sich Shegos Zustand nicht besserte. Am liebsten hätte ich meine Zelte direkt in der Klinik aufgeschlagen um schneller vor Ort sein zu können. Nur Cortison hilft Bei einem Blutschnelltest leg- te ihr die Ärztin eine Infusion. Diese hatte jedoch nicht einmal die Chance ganz durchzulau- fen, weil die Ärztin den Ver- dacht auf Anämie äußerte. Also wurde die Infusion gewechselt. Doch die Begleiterscheinungen dieses Dramas wurden immer tragischer. Shego bekam eine Kopfschiefhaltung und hatte ständig Schmerzen. Ab diesem Zeitpunkt bis zum heutigen Tag bekommt sie Cortisontabletten, die bei jedem Schub höher do- siert werden müssen. Erst mit dem Cortison besserte sich end- lich Shegos Zustand Lange konnten wir uns nicht erholen, denn bereits im Okto- ber bekam Shego den nächsten Schub mit Fieber, Schmerzen, Appetitlosigkeit, Lähmungser- scheinungen und Bewegungs- faulheit. Also wieder auf zur Tierklinik. Und wieder die gleiche Prozedur: Bluttest, An- tibiotika, Schmerz- und Fie- bermittel und eine Cortisons- pritze. Doch nach einer Woche trat keine richtige Besserung ein. Im Gegenteil: Shego bekam Durchfall und ein nächtlicher Notarztbesuch war nötig. Untersuchungen ohne Befund Alle Untersuchungen in der Klinik verliefen immer gleich. Es wurde Blut genommen und an ein Großlabor geschickt. Dort wurde ein großes Blutbild und ein Differentialblutbild mal mit und mal ohne Fieber gemacht, Nieren- und Leber- werte ausgewertet. Außerdem wurde jedesmal auf eine an- dere Krankheit getestet, zum Beispiel Borreliose, Toxoplas- mose, Rickettsia oder Rheu- ma. Manchmal wurde auch ein Ultraschall von Herz und Organen gemacht. Shego wur- de akupunktiert und man zog ihr mit einer großen Spritze Gelenkflüssigkeit ab. Aber im- mer waren die Untersuchungen ohne Befund. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist nicht klar, welche Krankheit Shego hat. Auch die Therapie war bis auf kleine Abweichungen im- mer identisch. Shego bekam schmerz- und fiebersenkende Mittel, verschiedene Antibioti- ka und Cortison. Das alles er- trug mein kleiner Welpe stets ohne großes Theater. Immer war sie tapfer und ließ alles über sich ergehen. Schon im November 2008 trat das nächste Problem auf. Beim Toben auf der Wiese löste sich die Ferse am linken Lauf. Shego bekam in der Klinik Schmerzmittel und man riet mir zur Operation. Allerdings musste dafür das Cortison ab- gesetzt werden, das das Fieber in Schach hielt. Bei der Ope- ration wurde die Fersenkappe durch so genannte Pins gerich- tet. Shego bekam Antibioti- ka und Schmerzmittel. In der nächsten Nacht wurde ich von meinem Hund geweckt, was sie nur tut, wenn sie Fieber hat. Das Fieber war bereits auf 40,2 Grad angestiegen. Shego be- kam in der Klinik Cortison und fiebersenkende Spritzen und ihr Zustand besserte sich. Wie zuvor blieb uns nur we- nig unbeschwerte Zeit, denn im Dezember 2008 bemerkte ich eine Lahmheit hinten rechts. Diesmal wurde die Ablösung der Fersenkappe rechts festge- stellt. Es folgten Schmerzmit- tel, Absetzung des Cortisons und eine Operation. Auch das Fieber ließ nicht lange auf sich warten. Also musste auch die Cortison-Therapie wieder fort- geführt werden. Seit den Ope- rationen konnte sie beidseitig nur schlecht laufen. Die Ab- stände zwischen den Schüben wurden immer kürzer. Mitte Januar 2009 kam bereits der nächste Schub. Seit dieser Wühltischwelpen Zeit bis Mitte Juni hatte Shego ein bis zwei Schübe monatlich, die meist nachts begannen. Auf- grund der Häufigkeit traf ich mit meiner Tierärztin schließlich die Absprache, die Behandlung von zu Hause aus weiterzuführen. Ich bekam ein Notfallpaket und bei jedem weiteren Schub konn- te ich meiner Shego ab 40 Grad Fieber selbst eine fiebersenken- de Spritze geben. Fell wächst nicht nach Im Juni 2009 verschlechter- te sich Shegos Zustand leider schon wieder. Ihr häufiges He- cheln wurde immer schlimmer. Das Fell, das bei verschiede- nen Untersuchungen abrasiert worden war, wuchs nicht mehr nach. Sie trank übermäßig viel und bekam einen Blähbauch. Und obwohl die Operationen mittlerweile über sechs Mo- nate her waren, konnte Shego nicht richtig aufstehen und sie hatte Plattfüße. Unsere Ärztin äußerte den Verdacht, dass eventuell die Schilddrüse nicht richtig funktioniert. Au- ßerdem wollte sie abklären, ob man ihre Füße bei einer weite- ren Operation richten lassen müsste. Bei Shego wurden erneut die Blutwerte getestet und man stellte sehr hohe Leberwerte fest. Wohl aufgrund der langen Cortison-Einnahme. Sie bekam eine Antibiotikaspritze, Anti- biotikatabletten und man emp- fahl mir, umgehend das Corti- son schneller abzusetzen, weil Shegos Zustand mittlerweile lebensbedrohlich sei. Nun bin ich am vorläufigen Ende unsere Geschichte an- gekommen. Wie mein gelieb- ter Hund das Absetzen des Cortisons verkraftet, darüber versuche ich nicht nachzu- denken. Ich hoffe, dass sich ir- gendwie doch noch alles zum Guten wendet. Ohne die Hilfe der Tierschutzliga, die uns bei den teuren Medikamenten und Operationen finanziell unter- stützt hat, hätten wir es ganz bestimmt nicht bis hierhin ge- schafft. Heute geht es Shego so weit ganz ordentlich. Sie hat zwar immer noch Fieberschübe, aber inzwi- schen kennen ihre Besitzer die Symptome und können frühzeitig mit Medikamenten gegensteu- ern. Aber gesund ist Shego nicht. Ohne den immensen Einsatz der Familie Berg, die weder Kosten noch Mühe scheut, um ihren Liebling zu helfen, wer weiß, was aus Shego geworden wäre. Derzeit empfehlen die Tierärzte einige Tests, um herauszufinden, was dem Hund wirklich fehlt. Diese traurige Geschichte ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn man sich vor der Anschaffung eines Tieres nicht ganz genau informiert. Deshalb eine Bitte an alle Menschen, die sich einen Hund als Lebenspartner ins Haus holen wollen: Schauen Sie genau hin. Verlangen Sie, die Mutter der Welpen zu sehen, erkundigen Sie sich eingehend nach dem Vater der Tiere, erkundigen Sie sich über den Züchter z. B. beim VDH und lassen Sie sich von er- fahrenen Menschen beraten.
Wühltischwelpen
Der Europäische Tier- und Naturschutz e.V. (ETN), TASSO e.V. und der Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. (bmt) haben im Dezember die Kampagne „Wühltischwelpen – nein Danke!“ gemeinsam gestartet. Es sei erschreckend, mit welcher Skrupel- losigkeit unseriöse Züchter vorgingen, kommentieren die drei Tierschutzorganisationen die erste Auswertung der Erfahrungs- berichte. Das Mitleid und die Tierliebe der Menschen werden von gewissenlosen Händlern ausgenutzt, um Profit zu ma- chen – auf Kosten der Tiere, aber auch der Menschen, die ihren Welpen leiden und sterben sehen. Denn einhellig berichten die Betroffenen von kranken Tieren, die langwierig, aber erfolglos von Tierärzten behandelt wurden. Sarah G. schreibt: „… Meine Hündin ist jetzt sieben Monate und todkrank, und ich bin am verzweifeln.“ Und ein anderer Betroffener berichtet: „Mein Welpe war voll mit Würmern und Flöhen und starb kurze Zeit später. Man hat mir gesagt, er wäre neun Wochen alt, dabei war er laut Tierarzt gerade ein paar Tage alt, viel zu früh vom Muttertier weg.“ Neben dem Verlust des Tieres haben alle Tierhalter hohe Tierarztkosten zu beklagen. Diese übersteigen die Summe, die beim günstigen Kaufpreis ge- spart wurde, um ein Vielfaches. Kaufen Sie darum keine Welpen zu Schnäppchenpreisen und informieren Sie sich vor dem Kauf genau über die Herkunft des Tieres.
Tierrundschau Nr. 70 (die Zeitung der tierschutzliga Deutschland)